35 - Das ist Haydn, ganz sicher! – Über die automatische Erkennung von Musikstilen [ID:11632]
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Herzlich willkommen auf meiner Seite, vielen Dank für die freundliche Begrüßung und ich freue

natürlich auch sehr, dass Sie heute der Wissenschaft im Schloss der Bergkirchweih

vorgezogen haben und ich hoffe, Sie werden da nicht enttäuscht. Ja, es ist ja schon ein bisschen

was über mich erzählt worden. Ich möchte trotzdem noch ein paar Mehrworte verlieren zu meinem Hintergrund.

Ich bin nicht ganz Franke Oberpfälzer, habe in Amberg Abitur gemacht und habe mich da nicht so

ganz für ein Studium entscheiden können und deswegen zwei studiert, nämlich einerseits

Physikdiplom und mehr oder weniger gleichzeitig auch Komposition an der Musikhochschule in

Würzburg. Ja, damit Sie mal einen Eindruck kriegen, wie meine Musik so klingt, habe ich eine Minute

davon dabei und zwar aus dem Seitengesang für Cello und Klavier.

Ja, das war der Seitengesang oder ein paar Ausschnitte daraus. Vielen Dank. Ja, was macht

man mit zwei Studiengängen, die so schlecht auf den ersten Blick zumindest zusammenpassen,

wie meine beiden? Ich bin dann aufmerksam geworden auf das Fraunhofer Institut für

Digitale Medientechnologie in Ilmenau in Thüringen, wo ganz ähnliche Sachen behandelt werden, über

die ich jetzt dann auch gleich sprechen werde und habe da eine Promotion begonnen, die auch

von der Stiftung der Deutschen Wirtschaft gefördert wurde mit dem griffigen Titel

Computational Methods for Tonality-Based Style Analysis of Classical Music Audio Recordings.

Keine Angst, ich denke in einer Stunde wissen Sie ein bisschen mehr, was das bedeuten soll.

Ja, in einem sehr ähnlichen Thema arbeite ich jetzt weiter, seit 2015 hier an den Audiolabs und

nebenbei produziere ich noch das ein oder andere Stück, bin also nach wie vor als freischaffender

Komponist auch tätig. Und im letzten Jahr habe ich einen Preis bekommen, nicht für meine

Dissertation im Speziellen, sondern eigentlich für Wissenschaftskommunikation, also für einen

Artikel, einen allgemein verständlichen Artikel über meine, also die Schwerpunkte meiner Dissertation.

Also sehr ähnliches Thema wie das, um was es heute gehen wird. Das war der Klartrackspreis der

Klaus-Chiara-Stiftung. Ja, was sind diese Audiolabs? Vielleicht noch nicht jeder was drüber gehört.

Die Audiolabs haben einen Vater, das ist das Fraunhofer Institut für integrierte Schaltungen,

und eine Mutter, das ist die Friedrich-Alexander-Universität. Die beiden haben schon ein älteres

Kind, das hat zu großem Ruhm gebracht, nämlich MP3. Und MP3 ist auf jeden Fall mindestens mit

verantwortlich, dass es die Audiolabs gibt. Ja und letztendlich sind die Audiolabs wieder eine Art

von Kooperation und die sieht in Persona dann so aus, nämlich fünf Professuren im Moment,

die sich ja um das Thema Audio natürlich drehen. Die Themen sind eben ganz breit um Audio gestreut,

also es gibt einerseits die Audiokodierung, das ist sozusagen das Kerngeschäft, also MP3 und

Nachfolgetechnologien. Sehr eng damit zusammenhängt auch die Psychoakustik. Ein großer Bereich ist

auch dreidimensionales Audio und dann gibt es einen etwas exotischeren Bereich, das ist die

Musikverarbeitung und in dem Bereich arbeite ich. Und unsere Musikgruppe kann man sagen,

offiziell Semantic Audio Processing, wird geleitet von Professor Meinhard Müller,

der auch hier ist, herzlich willkommen. Und wir sind im Moment vier wissenschaftliche Mitarbeiter,

die da zu verschiedenen Themen in dem Bereich promovieren und forschen. Ja, welche Aufgaben

gibt es in diesem Bereich? Na ja, es geht eigentlich um alles Mögliche, was versucht aus Musikdaten,

Audiodaten Informationen zu gewinnen oder diese weiter zu verarbeiten. Also zum Beispiel

verschiedene Darstellungen von einem Musikstück in Verbindung zu bringen zeitlich, die Struktur

von einem Musikstück zu analysieren, harmonische Eigenschaften zu analysieren oder auch das Tempo

rauszufinden. Na ja, und so ein bisschen der heilige Gral ist vielleicht die automatische Transkription,

also man steckt so eine Audioaufnahme rein und bekommt so eine sehr detaillierte Partitur raus.

Das wird aber manchmal dann sehr schwierig. Ja, wie sah Musikkörn vor zehn Jahren aus? Zumindest

auf meinem damaligen PC ungefähr so. Es gab ganz viele solche mp3-Daten, die ganz schlecht benannt

waren, wo man quasi nichts gefunden hatte und ja, daraus ist unter anderem das Bedürfnis nach

solchen Technologien entstanden. Zum Beispiel jetzt habe ich hier so ein Stück, über das ich

eigentlich gar nichts weiß im Moment und will wissen, was ist das eigentlich? Ist das überhaupt

Musik oder ist es vielleicht Sprache, ist es ein Geräusch? Also das irgendwie mal so ganz grob zu

klassifizieren. Dann natürlich eine Anwendung, die sie vielleicht fast alle kennen, dann das

Teil einer Videoserie :

Presenters

Christof Weiß Christof Weiß

Zugänglich über

Offener Zugang

Dauer

01:01:25 Min

Aufnahmedatum

2019-06-17

Hochgeladen am

2019-06-19 09:08:18

Sprache

de-DE

Musikliebhaber und leidenschaftliche Konzerthörer haben oft ein feines Ohr für die musikalische Stilistik. Viele von ihnen erkennen sofort den Komponisten, auch wenn sie ein bestimmtes Stück noch nie gehört haben. Kann auch ein Computer solche Fähigkeiten erlernen? Und wie geht er dabei vor? Solche Fragen beleuchtet Christof Weiß, Mitarbeiter der AudioLabs Erlangen und selbst Komponist, in seinem Vortrag. In seiner Dissertation hat er Algorithmen entwickelt, die Musikaufnahmen in verschiedene Kategorien einordnen können. Er erläutert die Funktionsweise dieses Systems und bietet dabei einen Einblick in die Vermessung musikalischer Eigenschaften – von Tonhöhen über Akkorde bis hin zum Musikstil.

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